OB: „Frühjahrstagung“ der revanchistischen „Landsmannschaft Ostpreußen“ – Teil II

Posted on 13. März 2013 von


OBERHAUSEN – Entschädigungsforderungen deutscher „Vertriebener“ gegen Polen sind Diskussionsthema auf der Frühjahrstagung der „Landsmannschaft Ostpreußen“ NRW am kommenden Samstag in Oberhausen (nrwrex berichtete). Wie aus dem Einladungsschreiben für das Treffen hervorgeht, wird dort der Dortmunder Rechtsanwalt Gerwald Günter Stanko über den Stand der Aktivitäten der „Preußischen Treuhand“ berichten. Die „Preußische Treuhand“ hat zum Ziel, früheres Eigentum deutscher Umgesiedelter, das infolge des Zweiten Weltkriegs an Polen übertragen wurde, vor Gericht in deutschen Besitz zurückzuklagen. Alternativ strebt die Organisation, als deren Geschäftsführer Stanko fungiert, Entschädigungen für die Umgesiedelten an.

Forderungen gegen Polen

Der NRW-Landesverband der „Landsmannschaft Ostpreußen“ steht der „Preußischen Treuhand„, die wegen ihrer Forderungen gegen Polen bereits mehrmals für diplomatische Spannungen und für öffentliche Skandale sorgte, seit ihrer Gründung nahe. Als eigentlicher Initiator der „Treuhand“, die im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde, gilt der damalige Vorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende der „Landsmannschaft Ostpreußen“ NRW, Ehrenfried Mathiak. Mathiak wurde bereits vor Jahren von der „Preußischen Treuhand“ als „Aktionär“ geführt (man kann bei der kompliziert strukturierten „Preußischen Treuhand GmbH &. Co KG a.A.“ Aktien erwerben). Er ist bis heute politisch aktiv; der CDU-Kreisverband Bonn nennt ihn als Mitglied seines Vorstands in Auerberg, und noch Ende 2011 trat Mathiak als Redner beim „Schlesienseminar“ der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ auf. Die Bonner Raczeks haben in den letzten Jahren immer wieder mit ihren Kontakten in die extreme Rechte Schlagzeilen gemacht, zuletzt deswegen, weil ein führendes Mitglied die Ermordung des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg für „rein juristisch … gerechtfertigt“ erklärte.

Enge Beziehungen

Die Beziehungen zwischen der „Landsmannschaft Ostpreußen“ NRW und der „Preußischen Treuhand“, die lange Zeit in der Landesgeschäftsstelle der Landsmannschaft in Düsseldorf ihren Sitz hatte, sind bis heute überaus eng. Dem Aufsichtsrat der „Treuhand“ gehört mit Prof. Dr. Ulrich Penski ein stellvertretender Landesvorsitzender der Landsmannschaft an. Sein Aufsichtsratskollege Hans-Günther Parplies kommt ebenfalls aus der „Landsmannschaft Ostpreußen“; er amtiert heute als Landesvorsitzender des Dachverbandes „Bund der Vertriebenen“ (BdV) in NRW. Parplies ließ sich übrigens im letzten Jahr als Redner für das „Schlesienseminar“ der Bonner „Burschenschaft der Raczeks“ ankündigen – ungeachtet deren Beziehungen in die extreme Rechte. Die „Preußische Treuhand“ hat ihrerseits Kontakte in NPD-Kreise: Zu ihren Aktionären gehörte schon vor Jahren der damalige NPD-Funktionär Rigolf Hennig.

Beste Kontakte

„Treuhand“-Geschäftsführer Stanko, der noch im vergangenen Frühjahr den Dortmunder NPD-Stadtrat Axel Thieme vor Gericht verteidigt hat, betreibt übrigens eine dem Thema Ostpreußen gewidmete Website, die mit einer großen Landkarte aufmacht: „Ostpreussen in den Grenzen von 1918“. Sein Bericht über den Stand der „Treuhand“-Aktivitäten wird am kommenden Samstag im Haus Union in Oberhausen auf einen Vortrag des Generalmajors a.D. Gerd Schultze-Rhonhof folgen; Schultze-Rhonhof ist als Leugner der deutschen Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg bekannt. Sowohl die in Deutschland erstarkenden Tendenzen, Polen eine Teilschuld am Krieg zuzuschreiben, als auch die anhaltenden Bemühungen, ehemals in deutschem Eigentum befindliche, heute aber zu Polen gehörende Grundstücke und Immobilien wieder in deutschen Besitz zu bringen, rufen im Nachbarland regelmäßig Besorgnis und Protest hervor. Dessen ungeachtet verfügt die „Landsmannschaft Ostpreußen“ NRW und mit ihr faktisch auch die „Preußische Treuhand“ über beste Verbindungen in die nordrhein-westfälische Landespolitik. Wie die Landsmannschaft in ihrem aktuellen Rundschreiben berichtet, hat sich im Dezember der CDU-Landtagsabgeordnete und neue Fraktionsbeauftragte für Vertriebene, Flüchtlinge, Aussiedler und deutsche Minderheiten, Werner Jostmeier, schriftlich beim NRW-Landesverband der Ostpreußen vorgestellt – mit dem Ziel, die gedeihliche Zusammenarbeit beider Seiten fortzusetzen.

 

 

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