AC/DN: Aachener Neonazi-Kameradschaft will Landes-NPD künftig als „politischen Gegner“ behandeln

Posted on 4. Oktober 2010 von


Aachen/Düren – Dass das Tischtuch zwischen der Landes-NPD auf der einen Seite und der Dürener NPD sowie der mit ihr aufs Engste verbandelten „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) auf der anderen Seite zerschnitten war, ließ sich in den letzten zwei Wochen nicht übersehen. Die KAL veröffentlichte am Sonntag nun die definitive Scheidungserklärung.

Die KAL ruft „alle freien Kameraden und aufrechten Aktivisten zum Boykott des Landesvorstands der NPD NRW sowie jener Kreisverbände, denen ein Landesvorstandsmitglied vorsitzt, das sich diesem destruktiven Kurs anschließt, auf“. Insbesondere der Landesvorsitzende, sein Organisationsleiter und sein Pressesprecher sind Ziel der Attacken: „Den Herren Claus Cremer, Timo Pradel und Markus Pohl sei gesagt: Ab heute werdet ihr von uns als politische Gegner gesehen und vor allem auch so behandelt, solltet ihr euch jemals wieder in unserer Region blicken lassen!“

Den NPD-Bundesvorstand werde man hingegen „nach wie vor gerne unterstützen“, heißt es in der Erklärung. Ob das freilich auch dann der Fall sein wird, wenn der Parteivorstand sich hinter die Ausschlussverfahren und hinter den gegen die Dürener NPD verhängten „organisatorischen Notstand“ stellt, darf bezweifelt werden.

Um den Strategiewechsel der NRW-NPD, die im Augenblick nicht mehr auf die Einbindung des allzu offen bekennenden neonationalsozialistischen Flügels zu setzen scheint, geht es in dem Text der KAL nur am Rande. Statt dessen beschäftigt sich die Erklärung vor allem mit zwei Personalien.* Bei der neu in den Vorstand gewählten Melanie Händelkes handele es sich „erwiesenermaβen um eine Verräterin und einen Spitzel des Staatsschutzes“, heißt es. Thorsten Crämer, auch er ein neues Mitglied des Landesvorstands, dessen Nachnamen die Aachener Neonazis im Übrigen nicht einmal richtig schreiben können, habe mit umfangreichen Aussagen bei der Polizei und vor Gericht „mehrere Kameraden für längere Zeit hinter Gitter“ gebracht.

„Allein diese beiden personellen Veränderungen würden uns und unserem Gewissen schon eine weitere Zusammenarbeit mit dem Landesvorstand der NPD NRW verbieten“, schreiben die KAL-Autoren. Der Landesvorstand setze jedoch „noch einen oben drauf“ mit dem Parteiausschlussverfahren gegen den Dürener NPD-Vorsitzenden Ingo Haller sowie seine Stellvertreter René Rothhanns und René Laube.** Letzterer ist in Personalunion der Anführer der KAL, die nun meint: „Langjährige und engagierte Aktivisten sollen offenbar zu Gunsten der ,Politikfähigkeit’ weichen. Im Gegenzug dessen holt man sich erwiesene Verräter und Spitzel in den Landesvorstand.“

Für ihren „Aufruf“ sucht die KAL derzeit noch Unterstützer. Die Resonanz darauf wird zeigen, ob die Auseinandersetzung zwischen Landes-NPD und ihrem Dürener Kreisverband bzw. KAL am Ende zu einer ernsten Krise für die Partei in NRW wird oder ein lokal begrenztes Problem bleibt. (ts)

* https://nrwrex.wordpress.com/2010/09/24/nrw-npd-landesvorstand-nun-auch-mit-%e2%80%9espitzel%e2%80%9c-problem-2/

** https://nrwrex.wordpress.com/2010/10/01/nrw-durener-npd-kreisvorstand-seines-amtes-enthoben-%e2%80%93-drei-ausschlussverfahren-%e2%80%93-umstrittenes-vorstandsmitglied-lasst-amt-ruhen/

und

https://nrwrex.wordpress.com/2010/10/01/nrw-%e2%80%9ewenig-spektakularer%e2%80%9c-rausschmiss/

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