AC/RE: „Kategorie C“-Konzerte als Sammelpunkt für Hools und Neonazis

Posted on 18. September 2014 von


AACHEN/MARL (KREIS RECKLINGHAUSEN) – Keine andere rechte Band hat in den letzten Jahren ähnlich viele Konzerte in NRW absolviert wie die Hooligan-Band „Kategorie C“ (KC). Ihre Konzerte sind Orte, an denen rechtsoffene Fußballfans, Ultras und Hooligans einträchtig zusammen mit organisierten Neonazis feiern. Rund 200 BesucherInnen zählte ein am 30. August von der Aachener Hoolgruppe „Westwall“ organisiertes Konzert im belgischen Dorf Eynatten. In einem etwas kleineren Kreis trat die Band eine Woche später, am 5. September, bei einem öffentlich nicht beworbenen Gig in Marl (Kreis Recklinghausen) auf.

Enge Beziehungen nach Aachen

Die Beziehungen der Band zur Aachener Hooligan-Szene sind besonders eng. KC-Frontmann Hannes Ostendorf zeigte diese Nähe durch das Tragen eines gelben T-Shirts von „Westwall“ auf der Bühne. Bereits beim letzten Konzert seiner Band in der Region am 16. November 2012, ebenfalls organisiert von „Westwall“, ließ er sich in einem solchen T-Shirt fotografieren (zum Foto gehts hier). Der Kartenverkauf des konspirativ organisierten Konzerts lief nach Angaben der Band über Jens Bähr, einem Aachener Hooligan mit Kontakten in die Neonazi-Szene, der sowohl bei „Westwall“ als auch bei „Westfront“ aktiv ist.

Schleusung nach Belgien

BesucherInnen des Konzertes wurden über mehrere Schleusungspunkte zum Konzertort gelotst. Schon am Nachmittag waren die ersten Gäste im Umkreis des Aachener Hauptbahnhofes anzutreffen. Später diente zwischenzeitlich die in der Aachener Hooligan-Szene beliebte Kneipe „Lämmis Sportbar“ in Herzogenrath-Kohlscheid als Anlaufpunkt, von wo aus die Gäste schließlich über den deutsch-belgischen Grenzort Lichtenbusch zum letztendlichen Ziel im grenznahen Dorf Eynatten in Belgien geschleust wurden. Nach Angaben der Zeitung “Grenzecho“ wurde das Konzert als private Feier in dem Lokal „La Quinta“ angemeldet.

Im benachbarten Ausland entziehen sich die Konzertorganisatoren erfolgreich möglicher Konzertverbote durch die deutschen Behörden – eine bei vielen „Kategorie C“-Konzerten im Westen praktizierte Strategie. Im Dezember 2013 fand ein ursprünglich für das Ruhrgebiet angekündigtes Konzert im niederländischen Schaijk statt (nrwrx berichtete), 2012 spielte KC nicht wie angekündigt in Aachen, sondern in der niederländischen Grenzstadt Kerkrade.

Zahlreiche Neonazis unter den BesucherInnen

Die Verbindungen ins nahe Belgien sind eng. Die Fan-Szenen von „Roda JC Kerkrade“ und „Alemannia Aachen“ verbindet seit längerem eine Fanfreundschaft. Es ist anzunehmen, dass auch der neue in der belgischen Grenzstadt Eupen gegründete Ableger der „Westfront“ organisatorische Unterstützung beim diesjährigen Konzert leistete. So posieren auf einem von „Kategorie C“ veröffentlichten Foto die Neumitglieder von „Westfront“ und Altmitglieder der neonazistischen „Kameradschaft Alsdorf-Eupen“ (KAE) während des Konzerts gemeinsam hinter der Theke des Lokals. Unter den KonzertbesucherInnen fanden sich erneut zahlreiche Neonazis, beispielsweise ehemalige Mitglieder der verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ sowie der saarländische NPD-Funktionär und „Alemannia Aachen“-Fan Sascha Wagner. Aber auch Führungspersonen der rechtsoffenen „Alemannia Aachen“-Ultragruppe „Karlsbande“ feierten mit.

Konzert im kleinen Kreis in Marl

Deutlich weniger BesucherInnen zog es eine Woche später nach Marl in eine „Mietgaststätte“ in der Bergstraße. Hier stand KC wie so oft zusammen mit der schwedischen Rechtsrock-Band „Pitbullfarm“ auf der Bühne. Der nächste gemeinsame Auftritt der beiden Bands wird für den 25. Oktober 2014 in Slowenien angekündigt. Das Konzert wird vom slowenischen Ableger des in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerks „Blood and Honour“ organisiert (nähere Infos hier).

KC-Butterfahrten

Das Konzert in Marl war offenbar eine Art „Warm-Up“ für ein groß aufgezogenes Festival am Folgetag im Raum Kaiserlautern. Im Internet machte KC Werbung für zwei Reisebusse aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet, die Fans für 50 Euro inklusive Konzertticket nach Kaiserlautern fahren würden. Auch aus anderen Regionen Deutschlands sollen Busse gefahren sein. Neben KC und Pitbullfarm wurde als dritte Band I.C.1 angekündigt. Bei I.C.1 handelt es sich um ein Projekt der RechtsRock-Band „Carpe Diem“ (BaWü) und der britischen „Blood & Honour“-Band „Razors Edge“. Bei KC, die ursprünglich aus dem Raum Bremen stammen, haben sich im letzten Jahr personelle Wechsel vollzogen. So sind neben Sänger Ostendorf und Gitarrist Stefan „Ernie“ Behrens mittlerweile drei Mitglieder der Band Hausverbot aus dem hessischen Odenwald fester Bestandteil der Band.

„Kategorie C“ versteht es, ihre Musik zu kommerzialisieren: Der Katalog mit Artikeln der Band umfasst 56 Seiten. Mittlerweile bietet man sogar eine App für Smartphones an. Der Online-Shop der Band bietet neben zahlreichen T-Shirts, Sweatshirts und Hosen in der Rubrik „Wald+Wiese“ auch mit Quarzsand gefüllte Handschuhe und Sturmhauben.

Posted in: Allgemeines