W: „Bis euer Blut in unsere Wupper fließt.“ (1 Update)

Posted on 1. Juli 2013 von


WUPPERTAL – Am 21. September, einen Tag vor der Bundestagswahl, will die Partei „Die Rechte“ in Wuppertal marschieren (nrwrex berichtete). Geworben wird für die Demonstration auch mittels eines „Mobitracks“, verfasst vom Neonazi-Rapper Julian Fritsch alias MaKss Damage aus Gütersloh. In seinem Song „Tränengasdusche“ ruft er zur „Schlacht von Wuppertal“ auf. Der Text beinhaltet Drohungen, Gewaltverherrlichung, Anspielungen auf den Holocaust sowie Sexismus – und könnte der Polizei somit einen Grund für ein Verbot der Demo liefern.

„Kommt alle zur Schlacht von Wuppertal“

Der geplante Aufmarsch steht unter dem Motto „Gegen linken Terror und antideutsche Zustände“ und soll bis zum „Autonomen Zentrum“ (AZ) in Wuppertal-Elberfeld ziehen. Folglich richtet sich der „Mobitrack“ in erster Linie gegen Linke, die -so Fritsch – entweder „feige Blagen, faule Flegel“ seien oder „gerade ihre Tage“ hätten und die „Schläge“ bräuchten. Ihnen rät er, nicht „so frech zu den Polizisten“ zu sein, denn „ohne die wärt ihr schon längst in der Holzkiste“. Im Lied spricht Fritsch weiter von „Arabern, die sich wie Affen benehmen“ und vom „dunkelsten Orient“ in Wuppertaler Stadtteilen. Eine ehemalige Aktivistin der Wuppertaler Neonazi-Szene bezeichnet er als „den durchgefickten Abfall von uns“. Auch der Refrain mit  Anspielungen auf die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden in deutschen Vernichtungslagern ist eine Drohung: „Achtung, wir kommen zu euch, jetzt wird es richtig deutsch, jetzt wird das K, ich meine das AZ, wieder richtig voll. Wir kommen in Unterzahl ins bunte Wuppertal. Unter der Tränengasdusche werden Wunder wahr“, rappt Fritsch. Gegen Ende des Liedes heißt es dann: „Achtung, wir kommen jetzt wieder und wieder in diese Stadt. (…). Wir machen weiter und weiter, bis euer Blut in unsere Wupper fließt.“

Staatsanwaltschaft ermittelt

Mittlerweile prüft die Staatsanwaltschaft, ob der Text den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Die Wuppertaler Neonazis haben ihren offiziellen „Mobitrack“ von ihrer Internetseite entfernt – aus „rechtlichen Bedenken“, wie sie schreiben. Aktuell versuchen sie weitere Spuren zu verwischen, indem die Facebook-Seite des „Die Rechte“-Kreisverbands abgeschaltet wurde. Schließlich veröffentlichten sie dort bereits am 2. Juni ein Foto des Rappers mit der Textzeile „MaKss Damage im Heimstudio – Für Wuppertal! Freut euch drauf…“. In einem Beitrag vom 14. Juni, in dem der Aufmarsch erstmals ankündigt wurde, bedankten sie sich bei „MaKss Damage für den Mobitrack ‚Tränengasdusche’“. Julian Fritsch hingegen zeigt sich unbeeindruckt und bietet „Tränengasdusche“ weiterhin zum Download an. Nachdem „Youtube“ vor wenigen Tagen seine Videos entfernt hatte, wetterte er in antisemitischer Diktion: „Jewtube hat den ‚Rechtsrapsupport-Kanal’ gesperrt. (…) Wenn die Juden glauben, dass ihnen das hilft, haben sie sich fürchterlich geschnitten.“

„Tränengasdusche“

Fritsch ist kein Einzelfall. Auch andere Mitglieder der „Die Rechte“ äußern sich aggressiv im Internet. So veröffentlichte der Wuppertaler Lukas Bals – einer der angekündigten Redner am 21. September – ein Foto, das ihn und den Wuppertaler Neonazi-Gewalttäter Mike Dasberg mit geballten Fäusten vor einem Schild der U-Bahn-Station Kampstraße in Dortmund zeigt. Im Begleittext schrieb Bals: „Schmuddel hat`s erwischt. Kamp(f)strasse im schönen Dortmund.“ 2005 tötete der Neonazi Sven Kahlin an dieser Stelle den Punk Thomas Schulz genannt „Schmuddel“ mit mehreren Messerstichen.
Auch „Die Rechte“ Düsseldorf/Mettmann/Solingen offenbart, was die Neonazis unter einer „Tränengasdusche“ verstehen. In einem hämischen und beleidigenden Artikel über Claudia Roth schrieben sie über die „Grünen“-Vorsitzende: „Und es ist nun wirklich der Lacher schlechthin, daß sie, als bekennende Anhängerin der Holocaustreligion, in eine türkische Gasdusche rennt. Und das ganze keine 24 Stunden nach der Veröffentlichung des neuen Hits ‚Tränengasdusche’ für die bald stattfindende Großdemonstration unserer Partei in Wuppertal.“ Auch „Die Rechte Düsseldorf/Mettmann“ wird am 21. September einen Redner stellen. Angekündigt ist der für seine Hetzreden berüchtigte ehemalige NPD-Funktionsträger Manfred Breidbach


Update, 4. Juli 2013, 20:00 Uhr

Die Polizei Wuppertal hat in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung angekündigt, „alle rechtlichen Möglichkeiten“ eines Verbotes des Naziaufmarsches intensiv zu prüfen. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat im Falle des Mobitracks „Tränengasdusche“ einen „strafrechtlichen Anfangsverdacht“ festgestellt und zwei Ermittlungsverfahren eingeleitet, die sich gegen den Interpreten und den Uploader des Songs richten. Allerdings können Polizei und Staatsanwaltschaft noch keine Aussagen darüber treffen, inwieweit das Ergebnis dieser Strafverfahren Einfluss auf die versammlungsrechtliche Prüfung einer Verbotsverfügung nehmen kann.

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