HSK/SG: „Landsmannschaft Ostpreußen“ zwischen Kriegsschuldleugnung und Festrednern aus der CDU

Posted on 12. Juni 2013 von


BRILON (HOCHSAUERLANDKREIS)/SOLINGEN – Die „Landsmannschaft Ostpreußen“ NRW mit Sitz in Brilon (HSK) will eine Broschüre eines Kriegsschuldleugners veröffentlichen und kündigt zugleich den Auftritt eines CDU-Abgeordneten auf ihrem diesjährigen „Landestreffen“ in Solingen an. Die „Landsmannschaft Ostpreußen“ ist bereits mehrfach mit einer Relativierung der deutschen Schuld am Zweiten Weltkrieg hervorgetreten.

Kriegsanlässe 1939

Wie der Landesverband NRW der „Landsmannschaft Ostpreußen“ mitteilt, will er in Kürze unter dem Titel „Danzig und Ostpreußen – zwei Kriegsanlässe 1939“ einen Text von Gerd Schultze-Rhonhof als Broschüre veröffentlichen. Den Angaben zufolge hat Schultze-Rhonhof bei der „Frühjahrstagung“ der Landsmannschaft am 16. März in Oberhausen referiert. Offiziell hatte es damals geheißen, Schultze-Rhonhof werde über „Historische Forschung und Geschichtspolitik zum Ausbruch des 2. Weltkrieges“ referieren – eine Formulierung, die den revisionistischen Charakter des Vortrags verschleierte.

Ein Hoffnungsträger

Gerd Schultze-Rhonhof, ein Generalmajor a.D. der Bundeswehr, hat vor allem mit einem Buch von sich reden gemacht, das den Beginn des Zweiten Weltkriegs behandelt. Es ist 2003 unter dem Titel „Der Krieg, der viele Väter hatte“ erschienen, leugnet die deutsche Alleinschuld am Weltkrieg, behauptet eine Mitschuld unter anderem Großbritanniens und Polens und
wurde von der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ als „Grundlagenwerk“ gelobt. Schultze-Rhonhof ist seit Jahren in der „Landsmannschaft Ostpreußen“ sehr gefragt, seine Behauptungen finden starke Zustimmung. Im November 2012 ist er von der „Landsmannschaft Ostpreußen“ auf Bundesebene mit einem „Kulturpreis für Wissenschaft“ geehrt worden. Ein früherer langjähriger Sprecher der Organisation, Wilhelm von Gottberg, erklärte in der Laudatio zur Preisverleihung, Schultze-Rhonhof sei „mit seinen Veröffentlichungen zu einem Hoffnungsträger für die nachwachsenden Generationen geworden“. Gottberg fügte hinzu: „Es wird – wann auch immer – ein Ende haben mit der Pariarolle Deutschlands in der Völkergemeinschaft“.

NS-Propaganda als Quelle

Die jetzt angekündigte Publikation folgt auf eine bereits erschienene Broschüre, die ebenfalls von der „Landsmannschaft Ostpreußen“ NRW herausgegeben worden ist und gleichermaßen auf einem Vortrag basiert. Referent bzw. Autor ist der Germanist Hartmut Fröschle. In Fröschles Broschüre heißt es, Polen habe vor dem Zweiten Weltkrieg
„imperialistische Absichten“ gehegt, während die polnischen Behörden auf brutale Weise gegen die deutschsprachige Minderheit im Lande vorgegangen seien. Letzteres könne man als „systematische Entdeutschung“ einstufen. Über die Mobilmachung, mit der Polen sich 1939 für die Verteidigung gegen den absehbaren deutschen Überfall wappnete, heißt es in dem Text: „Wer angesichts dieser Tatsachen noch von einem Überfall Hitler-Deutschlands auf das ahnungslose Polen redet, ist entweder hoffnungslos hinter dem aktuellen Forschungsstand zurück oder er ist aus ideologischer Verblendung nicht fähig, die Tatsachen zu sehen und richtig einzuordnen“. Als Beleg für angebliche „unbeschreibliche(…) Grausamkeiten“, die Polen(!) im September 1939 Deutschen(!) angetan hätten, dient dem Autor unter anderem ein 1940 veröffentlichtes, auf Bestellung von Goebbels verfasstes Propagandawerk des NS-Schrifstellers Edwin Erich Dwinger.

Festredner von der CDU

Für den 14. Juli kündigt der NRW-Landesverband der „Landsmannschaft Ostpreußen“ sein diesjähriges „Landestreffen“ auf Schloss Burg in Solingen an. Die Festrede soll der CDU-Landtagsabgeordnete Gregor Golland halten. Nach seiner Rede sollen zunächst das „Ostpreußenlied“ und dann das „Deutschlandlied“ gesungen werden.

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