BN: Burschenschafts-Blatt öffnet sich für NPD-Positionen und rechte Verschwörungstheorien

Posted on 25. Dezember 2010 von


Bonn – Unter dem Einfluss eines Alten Herrn der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn* öffnet sich die Verbandszeitschrift der Deutschen Burschenschaft (DB) für NPD-Positionen und rechte Verschwörungstheorien.

Schriftleiter der „Burschenschaftlichen Blätter“, der Verbandszeitschrift der DB, ist seit 2008 Norbert Weidner. Weidner, einst NRW-Landesgeschäftsführer der 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), wurde nach seinem angeblichen Rückzug aus der rechten Szene bei der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn aktiv. Unter seiner Leitung zeichnet sich in den „Burschenschaftlichen Blättern“ ein Rechtskurs ab, dessen Ziel gegenwärtig noch nicht absehbar ist.

Ende 2009 publizierte Weidner in den „Burschenschaftlichen Blättern“ ein Gespräch mit dem sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Arne Schimmer (Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen). Darin erklärte Schimmer die „Forderung der NPD nach einem differenzierten Blick auf das Dritte Reich“ und nach einem „Ende der sogenannten ,Vergangenheitsbewältigung’“, die „längst zu einer bösartigen Zivilreligion geworden“ sei, für „berechtigt“. Außerdem sagte Schimmer über den einstigen „Führer“-Stellvertreter Rudolf Heß, dessen „Schicksal“ könne „keinen, der noch einen Sinn für Geschichte hat, (…) kalt lassen“. Schimmer: „Deswegen finde ich es ganz natürlich, daß Rudolf Heß neben vielen Gegnern eben auch einige Bewunderer hat.“

Das Gespräch mit Schimmer wurde zu einem Zeitpunkt abgedruckt, da dessen NPD-Kamerad Jürgen W. Gansel (ebenfalls Burschenschaft Dresdensia Rugia zu Gießen, ebenfalls Abgeordneter im sächsischen Landtag) erklärte, er hoffe nach den Wahlerfolgen der Partei in Sachsen auf eine „Sogwirkung im rechtsgerichteten Studenten- und Verbindungsmilieu und eine steigende Attraktivität der Partei für Akademiker“.

In der jüngsten Ausgabe der „Burschenschaftlichen Blätter“ (Nummer 3/2010) platziert Weidner nun unter anderem eine Rezension einer Doppel-CD mit dem Titel „Opposition in der NSDAP“. Darin heißt es, eine Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Nazis gelte heute als „durchaus gewagt“. „Aber warum nicht?“, heißt es weiter: „Auch zahlreiche Burschenschafter schlossen sich der NS-Bewegung an, ohne daß sie von Verbrechen und totalitären Vorgängen etwas gewußt hätten.“ Das rezensierte Werk lasse klar erkennen, „daß es bei der Bewertung historischer Zusammenhänge zu einfach wäre, einseitige Schuldzuweisungen“ vorzunehmen. Otto Abetz etwa, Botschafter des NS-Reiches im besetzten Frankreich, habe „innerhalb der NSDAP gegen die menschenverachtende Seite des NS opponiert“. Für seine angebliche Opposition zum Nationalsozialismus – er hatte unter anderem an der Deportation der französischen Juden in die deutschen Vernichtungslager mitgewirkt – wurde Abetz nach dem Krieg zu 20 Jahren Haft verurteilt. Weidners „Burschenschaftliche Blätter“ nennen ihn eine „interessante Persönlichkeit“.

In derselben Ausgabe empfiehlt außerdem ein gewisser Michael Vogt (Burschenschaft Danubia München, Burschenschaft Germania Köln), „alternative Medien“ im Internet ausführlich zu rezipieren. Ausdrücklich empfohlen werden diverse rechte Sites, etwa kopp-online.com oder infokrieg.tv, sowie Verschwörungsportale wie reopen911.org oder 911review.org. „Die Freiheit im Internet wäre erst bei einer totalitär durchglobalisierten Welt mit einer Weltregierung gefährdet, weswegen die New-World-Order-, die NWO-Protagonisten einer One World à la Brzezinski immer offener und unverhohlener die Weltregierung fordern“, schreibt Vogt. Der Autor, dessen Artikel Weidner im Schwerpunktteil der aktuellen „Burschenschaftlichen Blätter“ platziert hat, arbeitete mehrere Jahre für secret.tv und ist heute für kopp-online.com aktiv.

Neben mehreren NPDlern gehören auch drei Bundestagsabgeordnete (Paul Lehrieder, CSU, Burschenschaft Adelphia Würzburg; Joachim Pfeiffer, CDU, Burschenschaft Alemannia Stuttgart; Hans-Peter Uhl, CSU, Münchener Burschenschaft Arminia-Rhenania) sowie ein Bundesminister (Peter Ramsauer, CSU, Burschenschaft Franco-Bavaria München) DB-Burschenschaften an. (jk)

* Mehr zu der Bonner Burschenschaft hier: https://nrwrex.wordpress.com/2010/12/08/bn-burschenschaft-befurchtet-%e2%80%9eaussterben-der-deutschen%e2%80%9c-und-zieht-uber-%e2%80%9ekunststaaten%e2%80%9c-her/

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