MK: NPD-Funktionär als „Bürgerreporter“ (Teil 2)

Posted on 12. Juli 2010 von


Iserlohn – NPD-Funktionär Timo Pradel hat als „Bürgerreporter“* zum zweiten Mal für den „Lokalkompass“, ein Internetportal der WAZ-Tochter WVW, in die Tasten gegriffen. Diesmal mit einem Text, der sein Wirken im Iserlohner Stadtrat, seine angebliche Weitsicht und seinen „haushaltspolitischen Sachverstand“ abfeiert.

Pradel, Landesorganisationsleiter der NPD, Kreistagsmitglied im Märkischen Kreis und Stadtratsmitglied in Iserlohn, hat seinen Text beinahe wortgleich auch auf den lokalen Internetseiten der NPD veröffentlicht. In der „Lokalkompass“-Version verzichtet er allerdings darauf, SPD, CDU, FDP, Grüne, Linke und UWG als „Blockparteien“ und ihre Ratsmitglieder als „beratungsresistent“ zu beschimpfen. Und auch die absurde Schlussformulierung, die er auf den Internetseiten seiner Partei verwendet, die NPD sei „im Stadtrat die einzige politische Gruppierung, die über haushaltspolitischen Sachverstand verfügt“, erspart er den „Lokalkompass“-Lesern. Die Botschaft, die er ihnen vermitteln will, ist dennoch klar: Timo Pradel als der Einzelkämpfer mit Durchblick gegen den nicht Rest des Rates.

Der zuständige Redakteur des Iserlohner WVW-Blattes „Stadtspiegel“ findet es nicht anstößig, dass dem NPD-Funktionär Pradel als „Bürgerreporter“ ein Forum gegeben wird. „Warum müssten wir das?“, antwortete er nach dem ersten Beitrag des NPDlers auf die Frage, ob man sich die Leute, die als „Reporter“ aktiv werden wollen, vorher anschaue. Zudem sei die NPD nicht verboten, und er persönlich sei auch gegen Verbote und „nicht derjenige, der die Keule rausholt“. Wenn er in Pradels Beiträgen „etwas Auffälliges“ finde, werde er eingreifen, versichert er. Ansonsten sei er der Auffassung: „Die sollen sich selbst entlarven.“

Auch bei der WVW-Zentrale in Essen wird darauf verwiesen, die Internetseite „Lokalkompass“ sei eine „Community, die für alle offen ist“, soweit die Autoren sich an die Allgemeinen Nutzungsbedingungen halten würden. Pradel sei bereits angedeutet worden, dass er „sofort rausfliegt, wenn er rechtes Gedankengut verbreitet“.

Sein aktueller Text zeigt aber, dass er weder „sich selbst entlarven“ noch durch provokatorische Sprüche seinen Rausschmiss provozieren möchte. Wichtiger dürfte ihn die Möglichkeit sein, das Forum eines angesehenen Verlags zu nutzen, um sich selbst als „bürgernaher“ und „unideologischer“, um Sachlichkeit bemühter Kommunalpolitiker zu präsentieren. (ts)

* https://nrwrex.wordpress.com/2010/06/28/mk-npd-funktionar-als-%e2%80%9eburgerreporter%e2%80%9c/

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