NRW: NPD will das Volk zählen

Posted on 6. Januar 2011 von


Bochum – Der Bochumer Stadtrat und NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer hatte eine Idee, die ihn und seine Partei mal wieder in die Medien bringen soll: Mitglieder seiner Partei sollen sich als ehrenamtliche Interviewer für die im Mai startende Volkszählung zur Verfügung stellen.

Die Voraussetzungen für die Übernahme dieses Ehrenamtes würden „die meisten engagierten NPD-Mitglieder und ihrer Unterstützer“ erfüllen, meint Cremer und nennt „Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit und zeitliche Flexibilität“. Die Bochumer NPD betont zugleich, dass „neben den von der Kommune angegebenen Voraussetzungen möglichst auch Erfahrungen im sozialen Engagement von Vorteil sind, da bei den Befragungen sich zumeist auch persönliche Gespräche anbahnen“. Die Aufwandsentschädigung, die Mitglieder der örtlichen NPD für ihre ehrenamtliche Tätigkeit erhalten würden, werde „natürlich umgehend in die politische Arbeit investiert“. Für so gelungen hält Cremer seinen PR-Gag, dass er ihn nicht nur über die Internetseite seiner Bochumer NPD, sondern auch über die der Landes-NPD verbreitet.

Ob er oder aber der sächsische Landesverband seiner Partei ein Copyright auf die Idee der NPD-Volkszähler geltend machen kann, ist nicht bekannt. Auch die Sachsen-NPD rief Mitglieder und Sympathisanten heute dazu auf, sich bei den Erhebungsstellen zu melden. Sie trieb aber die Provokation auf die Spitze. „Als Interviewer für Haushaltsbefragungen können sie zahlreiche Rückschlüsse auf mentale Befindlichkeiten, soziale Probleme und politische Stimmungen im Lande ziehen und damit den Grundstein für eine nationaldemokratische ,Marktforschung’ zur idealen Wähleransprache legen“, heißt es in einer Erklärung des von Holger Apfel geführten Landesverbandes. Der besondere Reiz solcher Haushaltsbefragungen liege zudem darin, „daß man auch Eindrücke von den persönlichen Lebensverhältnissen des einen oder anderen ,Antifaschisten’ bekommen kann“.

So etwas ist dann sogar dem einen oder anderen im Lager der extremen Rechten zu plump. In den Diskussionsspalten eines einschlägigen Internetportals meint ein Kommentator: „Damit zu kokettieren, dass ein solches Tun auch der Ausspionierung und Einschüchterung des politischen Gegners dienlich sein könnte, kann einem nur im Zustand tiefster Ghettoumnebelung und vermutlich auch erst nach dem dritten Kasten Lidl-Bier beim Kamerrrradschaftsabend einfallen…“ (ts)

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