HERNE – Das gestrige Neonazi-Konzert in der „Partyscheune“ in Herne – nrwrex berichtete – wurde „kurz vor 23:00 Uhr“ von der Polizei aufgelöst. „Nachdem der Einsatzort der Polizei durch umfangreiche Aufklärungsmaßnahmen ermittelt“ worden sei – so heißt es in einer polizeilichen Pressemitteilung -, hätten „150 Einsatzkräfte das Veranstaltungsgelände“ umstellt. Anschließend sei die „Veranstaltung, ein Solidaritätskonzert für eine verbotene Vereinigung […], aufgelöst“ worden, „um weitere Verstöße gegen das Vereinsgesetz zu verhindern“. „Ca. 300“ Leute seien überprüft worden, die anschließend einen Platzverweis kassiert hätten.
Wie immer unschuldig
„Die Rechtsabteilung der Partei DIE RECHTE freut sich auf das juristische Nachspiel und bereitet bereits erste Schritte vor!“, war dann nach 4.00 Uhr morgens auf der Facebook-Seite des Dortmunder Kreisverbandes der „Die Rechte“ zu lesen. Das Konzert sei „durch den Landesverband DIE RECHTE NRW veranstaltet“ worden und „eine Parteiveranstaltung im Zuge des Bundestagswahlkampf“ gewesen, teilt das Dortmunder Parteiorgan „Dortmundecho“ mit. Die Flyer, die zur Teilnahme am Konzert und zur „Solidarität mit dem NWDO“ aufriefen, seien von „Unbekannten“ in Umlauf gebracht worden, um der Partei und dem Konzert zu schaden.
Was bleibt?
Unter dem Strich bleibt übrig, dass sich die Dortmunder Neonazi-Szene entweder übernommen hat oder aber – was unwahrscheinlicher ist – sich UnterstützerInnen der Dortmunder „Die Rechte“ nicht der Gefahren einer – wenn auch nichtöffentlichen – Konzertwerbung, die zur Solidarität mit der verbotenen Gruppierung NWDO aufruft, bewusst waren. Und dass die Polizei nach angeblichen „umfangreichen Aufklärungsmaßnahmen“ mehr als zweieinhalb Stunden gebraucht hat, um nach dem öffentlichen Bekanntwerden des Konzertes auf Indymedia und NRW rechtsaußen das Konzert zu beenden. Noch bis nach 22 Uhr waren keine Polizeikräfte vor Ort zu sehen. Bereits am 28. Juni hatte der „blick nach rechts“ über das geplante Konzert berichtet. Die NPD Unna/Hamm hatte das Konzert sogar öffentlich beworben, zeitweise veröffentlichte sie sogar einen Teil des Flyers. Es verdichtet sich der Eindruck, dass polizeilicherseits erst aufgrund des öffentlichen Drucks Aktivitäten entfaltet wurden und dass das Konzert ohne diesen öffentlichen Druck problemlos über die Bühne gegangen wäre.
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Update vom 8. Juli 2013:
Gegenüber der WAZ hat sich der Vermieter der Halle, Otto Schön, von der extremen Rechten distanziert. Er sei getäuscht worden: „Ein Mann und eine Frau hätten die ‚Partyscheune‘ schon vor Wochen für eine ‚Überraschungsparty zu einem runden Geburtstag‘ angemietet“, so die WAZ. Und weiter: „Es sei nicht das erste Mal, dass er derart getäuscht worden sei: Bereits vor zwölf Jahren hätten Rechte die Eventhalle unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angemietet, berichtet er. In zwei weiteren Fällen in den Jahren 2004 und 2006 hätte er dies jedoch verhindern können: ‚einmal sogar kurz vor einer Silvesterparty.'“ Zum Artikel der WAZ geht es hier
Update vom 9. Juli 2013:
„Die Rechte“ bewirbt eine am Samstag stattfindende Demonstration in Dortmund, die aufgrund des Polizeieinsatzes gegen das Rechtsrock-Konzert angemeldet worden sei. Weitere Informationen hier.
Posted on 7. Juli 2013 von redax1