MÜNCHEN/AACHEN – Am gestrigen zweiten Verhandlungstag des Münchener NSU-Prozesses befanden sich unter den ZuschauerInnen erneut Neonazis, dies berichtet die antifaschistische Beobachtungsstelle „nsu-watch“ . Bei den Neonazis handelte es sich um Maik E., den Bruder des Angeklagten André E., sowie Daniel T., ein ehemaliges Mitglied der „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL). T. hatte 2010 bei einem Aufmarsch in Berlin selbstgebaute Sprengkörper mitgeführt. Mittlerweile lebt er in München.
Vorbereitung eines Explosionsverbrechens
Das Landgericht Aachen hatte im Februar 2011 Daniel T. (damals 25) und seinen „Kameraden“ Falko W. (damals 20) wegen der Vorbereitung von Explosionsverbrechen, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Volksverhetzung zu Haftstrafen von zwei Jahren (ausgesetzt auf Bewährung) verurteilt. Die beiden hatten selbstgebaute Sprengkörper aus pyrotechnischen Gegenständen und Glasscherben zum Aufmarsch am 1. Mai 2010 nach Berlin mitgenommen. Die Polizei stellte die Sprengkörper vor Veranstaltungsbeginn sicher, bevor sie möglicherweise gegen PolizistInnen und GegendemonstrantInnen eingesetzt werden konnten.
Antisemitische Parolen und Molotow-Cocktails
Die beiden Aachener wurden zudem für Schmieraktionen verantwortlich gemacht. Sie hatten Mitte 2010 unter anderem die Mauer des jüdischen Friedhofes in Aachen mit der Parole „Juden den Gashahn aufdrehen“ beschmiert. Außerdem gestand Daniel T. im Prozess Schmierereien an den Büros von „Die Linke“ und „Bündnis 90/die Grünen“ sowie an der Wohnung eines Szene-Aussteigers. Falko W. räumte den Wurf zweier Molotow-Cocktails auf das „Autonome Zentrum“ in Aachen ein. Da sich das AZ in einem ehemaligen Bunker befindet, wurde jedoch der Vorwurf der versuchten Brandstiftung fallengelassen. An einer vor dem AZ Aachen im Juli 2010 platzierten Bombenattrappe wurden ebenfalls DNA-Proben der Angeklagten gefunden. Zeitweilig sollen T. und W. auch über eine scharfe Schusswaffe verfügt haben.
Aktiv für das „Freie Netz München“
Mittlerweile bewegt sich Daniel T. nach Angaben des antifaschistischen A.I.D.A.-Archivs in den Reihen des „Freie Netzes München“, für das er als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts auftrat. So gab er seinen Namen für ein Flugblatt mit dem Titel „Argumente statt Verbote – Kampf der Kriminalisierung durch das System“, das die Neonazis im September 2012 ausgerechnet am Jahrestag des Oktoberfest-Attentats in der Nähe des Mahnmals für die Anschlagsopfer verteilten. Im Flugblatt beklagen sie die Verfolgung von Neonazis wie Horst Mahler und das Verbot der Kameradschaft „Besseres Hannover“. T. soll mit weiteren Neonazi-AktivistInnen in einem Hausprojekt in München wohnen und sich auch für die vom NPD-Mann Karl Richter geführten „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA) engagieren.
Mai 17th, 2013 → 22:41
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