Nebenbei: V-Leute sollen bitte beim NPD-Landeschef vorsprechen

Posted on 23. März 2012 von


BOCHUM – NPD-Landeschef Claus Cremer ist ein nachsichtiger Mensch. Zumindest will er als solcher erscheinen. ,,Obwohl uns der Einzelne bestimmt Schaden zufügte, so hat er trotzdem die Möglichkeit jetzt etwas gut zu machen“, wirbt er herzensgut um ganz spezielle, scheinbar Abtrünnige.

Gemeint sind die V-Leute innerhalb der Partei, die im Vorfeld eines neuerlich drohenden Verbotsverfahren gegen die Partei angeblich oder tatsächlich „abgeschaltet“ worden sind. An deren „Gewissen“ appelliere er, so verbreitete die NPD jetzt. Beim puren Appell beließ Cremer es freilich nicht und wurde sogar etwas energischer: „Ich fordere die abgezogenen Spitzel auf sich an unsere Geschäftsstelle zu wenden und uns in einem eventuellen Verbotsverfahren zu unterstützen.“

Vertrauensvoll

Wer sich da vertrauensvoll an den NPD-Landeschef wenden wird, wissen wir nicht. Als vor zehn Jahren das erste Verbotsverfahren gegen die weithin neonazistisch geprägte Partei gestartet wurde, flogen insbesondere zwei Spitzenfunktionäre aus NRW auf. Der eine war Udo Holtmann aus Oberhausen, lange Jahre Landesvorsitzender der Partei und „Hausdrucker“ der NPD, kurzzeitig auch Interims-Bundesvorsitzender. Der andere war Wolfgang Frenz aus Solingen, lange NPD-Landesvize und Verfasser antisemitischer Schriften. Den Landeschef hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz angeheuert, seinen Vize die Verfassungsschützer aus Düsseldorf.

„VS hat uns finanziert“

Längst bevor sie öffentlich „aufflogen“, soll die Parteispitze gewusst haben, dass Holtmann und Frenz Zuträger für die Inlandsgeheimdienste waren. Frenz ist auf seine Doppelrolle als Förderer der NPD und ihr „Beobachter“ gar so stolz, dass er bis in die jüngere Vergangenheit ausführliche Interviews zum Thema gibt.* „Wenn sie so wollen, hat der Verfassungsschutz die Grundfinanzierung der NPD in NRW geleistet“, sagt er dann, anspielend auf die Honorare, die von der Behörde flossen. Und umgekehrt habe der Verfassungsschutz von ihm „nur öffentlich zugängliche Informationen“ über die Partei erhalten.

Partei nicht im Griff?

Was uns der Blick in die Vergangenheit lehrt? Und was aus Cremers Aufforderung, (ehemalige) V-Leute mögen sich doch nun bitte bei ihm melden, zu folgern wäre? Eventuell ja nur, dass Cremer seinen Laden – anders als die Parteioberen vor zwei Jahrzehnten, die zumindest gewusst haben sollen, wer da angeblich „spitzelt“ und ein doppeltes Spiel treibt – nicht mehr wirklich im Griff hat. Aber die V-Leute können ja nun noch in seiner Geschäftsstelle vorsprechen. (ts)

* https://nrwrex.wordpress.com/2011/11/22/lesetipp-bekenntnisse-eines-v-mannes/

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