UNNA – Die Zusammenarbeit mit „Autonomen Nationalisten“ und anderen „parteifreien“ Neonazis ist für den Vorsitzenden des NPD-Kreisverbandes Unna/Hamm eine Herzensangelegenheit. Sie eine das gemeinsame Ziel, pflegt Hans-Jochen Voß gerne zu sagen: „Das Ziel ist das Reich.“ Doch mit einer Neonazigruppe aus der Region mag er derzeit nichts zu tun haben: mit dem „Nationalen Widerstand Lünen/Kamen“.
Die Kleingruppe aus dem Kreis Unna hat es offenbar auch aus der Perspektive des NPD-Funktionärs mit dem ausgeprägten Faible für Neonazistisches zu toll getrieben. Offen hatten sich die Neonazis aus Lünen und Kamen mit den Rechtsterroristen vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ gemein gemacht. Die „so bezeichneten Döner-Morde“ würden sie „eher als ethnische Säuberung unseres geliebten Landes ansehen und als Schutz zum Erhalt unserer Rasse bezeichnen“, hatten sie unter anderem auf ihrer Internetseite wissen lassen* und damit dann auch in lokalen Medien Schlagzeilen gemacht.**
„VS-affin“
Zeit zum Einschreiten für Voß. „Die NPD im Kreis Unna/Hamm ist überregional bekannt für ihre guten Kontakte zu den freien und autonomen Nationalisten in der Gegend“, heißt es auf der Homepage des Kreisverbandes. Von der „harmonischen“ und „kameradschaftlichen“ Zusammenarbeit nehme man aber eine Gruppierung bewusst aus: „den eher bedeutungslosen ,Nationalen Widerstand Bündnis Lünen/Kamen’“.
Es folgt, was sehr häufig folgt, wenn die NPD bei ihrer allzu engen Nähe zum militanten Neonazispektrum ertappt wird: die Erklärung, dass der Staat bei jenen, von denen man sich nun distanzieren zu müssen glaubt, doch irgendwie involviert sei oder Regie führe – etwa über den Inlandsgeheimdienst Verfassungsschutz. Konkret meint die NPD Unna-Hamm, „in dieser Gruppierung“, also dem „Nationalen Widerstand Lünen/Kamen“, „übt eine Person maßgeblichen Einfluss aus, die vor Jahren als – wie es so schön heißt – sehr ,VS – affin’ geoutet wurde und sehr gerne fotografierte.“ Die NPD könne „die anständigen Kameraden nur ausdrücklich vor dieser Person warnen“.
Lieber Anspielungen
Die Direktheit der Neonazi-Kameraden aus Lünen und Kamen ist Voß’ Sache tatsächlich nicht. Er belässt es bei Anspielungen zum Thema Rechts-Terrorismus, platziert etwa „Paulchen Panther“-Bilder auf der Internetseite seines Kreisverbandes. Wenn die Teilnehmer einer Neonnazidemo nach Ende ihrer Veranstaltung wie bei einer Demo der Szene in Soest nach der Titelmelodie der „Paulchen Panther“-Serie „Heute ist nicht alle Tage – wir kommen wieder, keine Frage“ rufen, dann steht Voß gerade etwas abseits, gehört jedenfalls nicht zu den Rufenden. Und zur Not kann man sich ja auch, wie im Fall der über die Stränge schlagenden „Kameraden“ aus Lünen und Kamen, schlicht distanzieren. (ts)
* https://nrwrex.wordpress.com/2012/02/24/un-terrormorde-als-%e2%80%9eethnische-sauberung/
** http://www.derwesten.de/staedte/luenen/luener-rechte-verherrlichen-nsu-morde-id6444713.html
Posted on 12. März 2012 von redax1