AACHEN – NRW ist um eine Kuriosität reicher – und komplizierter geworden.
Am Morgen des 15. August zündeten Unbekannte in Aachen ein Auto an und warfen Farbbeutel auf ein Haus. Getroffen werden sollte wohl Manni Engelhardt, kurz darauf wollte der Ultralinke ein (im Schatten des Anschlags dann abgesagtes) Konzert gegen Rechts veranstalten.
Stunden vor der Tat hatte die Neonazi-Bande „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) Manni auf ihrer Homepage „geoutet“, das Konzert und Manni diskreditiert sowie kundgetan, man wisse, wo sein Haus steht. In den Farbbeuteln war gelbe Farbe, wie sie die KAL für andere Schmieraktionen genutzt hatte. Alles lag also klar auf die Hand, Manni betonte, es sei ein Anschlag von Neonazis – was auch sonst?
Doch dann meldete die „Aachener Zeitung“, was zum Schutz des Autobesitzers nie publik werden sollte. Der Pkw, der nahe am Haus geparkt war und dessen Brand darauf hätte übergreifen können, gehörte einem Vorstandsmitglied des Aachener Kreisverbandes der rechtsradikalen, fremdenfeindlichen Partei „pro NRW“. Der rechte Funktionär ist Mannis Untermieter, ein alleine deswegen schon kurioses Mietverhältnis.
Antifaschisten ironisierten, wenn Nazis aus Versehen einem Rechten das Auto abfackeln, eigentlich aber einen Linken hätten treffen wollen, dann sei das schon ein „pikantes Detail“. Das linken- und fremdenfeindliche Blog „Politically Incorrect“ urteilte indes, es sei „nach bester Antifamanier die Wohnung eines Pro-Politikers mit Farbe beschmiert und sein Auto abgefackelt [worden], und nur, weil der Vermieter ein Linksextremist ist […] wird das ganze zu einem Anschlag von Rechten umgedichtet.“
„Pro NRW“ selbst hat sich nicht zu dem Anschlag geäußert – für eine Partei, die schon den bösen Blick eines Gegners zum Terroranschlag auf „pro“-Mitglieder propagandistisch aufbauscht, extrem kurios. (mik)
Posted on 26. August 2011 von redax1