BERLIN – Während sich Mitglieder und Anhänger von „pro Deutschland“ in den letzten Tagen die Schuhsohlen abliefen, um auch noch die letzten Unterstützungsunterschriften für die Abgeordnetenhauswahl in Berlin zu sammeln, weilte Patrik Brinkmann, „Internationaler Sekretär“ der „Pro-Bewegung“ und kurzzeitiger „pro D“-Landesvorsitzender, gedanklich ganz woanders und weit weg – irgendwo zwischen Indien und dem Südsudan vermutlich.
„Wahrscheinlich ist es, das muss ich auch ganz selbstkritisch sagen, ohnehin besser, wenn ich weiter im Hintergrund arbeite“, hatte der Schwede vor einer Woche im Gespräch mit dem „pro“-Werbeblog „freiheitlich.org“ auf die Frage geantwortet, ob er noch in den Berliner Wahlkampf „eingreifen“ werde.*
Öffentlich widersprochen hat Brinkmann niemand. Noch längst nicht vergessen sind sein abrupter Abgang als „pro D“-Landesvorsitzender, kurz nachdem er sich in dieses Amt hatte wählen lassen, oder andere Meinungswechsel Brinkmanns, die seine Rechtspopulisten-Klientel zuweilen etwas ratlos zurückließen. Unvergessen ist auch seine Idee, die Wiederherstellung Preußens zum Thema im (Vor-)Wahlkampf zu machen – eine Überlegung, die in eher geerdeten „pro“-Kreisen dann doch sehr reserviert aufgenommen wurde.
Grenzenlos
Nun also Patrik Brinkmann im Hintergrund (wobei dem schwedischen Unternehmer mit Wohnsitz in der Bundeshauptstadt in den Kommentarspalten von „freiheitlich.org“ zu verstehen gegeben wurde, dass man sein Geld dennoch durchaus gerne nehmen werde). Während das „pro Deutschland“-Fußvolk samt rheinischen Hilfskräften – darunter der Bonner „pro NRW“-Stadtrat Nico Ernst – noch mit dem höchst irdischen Problem fehlender Unterstützungsunterschriften beschäftigt war, machte sich Brinkmann im Hintergrund an eine seiner Lieblingstätigkeiten: die Planung einer Konferenz gegen die „Islamisierung“.
Noch größer, noch schöner, noch internationaler soll sie werden, hat sich Brinkmann vorgenommen. „Patriotismus und die Verteidigung der Identität, das sind Themen die nicht an Völker und Grenzen gebunden sind“, findet der „Internationale Sekretär“, der auch bei seinen Überlegungen zur Rekonstruktion Preußens bis hin ins Baltikum erkennen ließ, dass er sich an Grenzen nicht sonderlich stört.**
Hintergrundkämpfer
Diesmal zieht es ihn aber in andere Himmelsrichtungen. Er schließe „nicht aus, dass es bald einen ,Weltkongress gegen Islamisierung’ geben kann, bei dem nicht nur Vertreter aus Europa da sein werden, sondern auch aus Afrika und Asien“, ließ er die Leserschaft aus seinem E-Mail-Verteiler wissen. Entsprechende Kontakte in den Süd-Sudan, nach Nigeria und Indien habe er in den letzten Wochen jedenfalls bereits knüpfen können.
Auch bei „pro D“ dürfte man darüber recht glücklich sein. Nicht wegen der neuen Kontakte. Aber: Wer sich im Hintergrund gedanklich mit „Weltkongressen“ beschäftigt, kann zumindest in Schöneberg-Süd, Spandau-Nord oder Kreuzberg-West Unterschriftensammlern nicht im Wege stehen oder anderweitig Unheil anrichten. Und wenn dann auch noch Geld in die Niederungen der rechtspopulistischen Politik flösse… (rr)
* http://www.bnr.de/content/brinkmann-plant-ae-konferenz-ae-in-berlin
Posted on 14. Juli 2011 von redax1