BO/KLE: Trotz Kinderporno-Vorwurf bei NPD-Aktion

Posted on 2. Mai 2011 von


Bochum/Geldern/Stolberg – Bei Demonstrationen „parteifreier“ Neonazis scheint man ihn nicht mehr in den eigenen Reihen haben zu wollen. Bei Kundgebungen der NPD und ihrer Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ ist eine junge Nachwuchskraft von NPD und JN aus Bochum, die sich demnächst vor Gericht verantworten muss, hingegen offenbar noch wohlgelitten.

Andre Z., 19 Jahre alt bis vor kurzem Mitglied des NPD-Kreisvorstands Bochum/Wattenscheid und „Jugendbeauftragter“ der dortigen Partei, war Anfang des Jahres von der Staatsanwaltschaft angeklagt worden, weil er mehrere Brände gelegt haben soll, um sie der Antifa in die Schuhe zu schieben.* Das sah man ihm in Neonazikreisen noch nach. Eher im Gegenteil: So etwas könnte sogar das Ansehen des „Kameraden“ mehren. Weniger verzeihlich ist hingegen ein Vorwurf, den die Anklagevertretung Anfang April nachlegte: Der NPD-Aktivist habe kinderpornografische Bilder auf seinem Handy gehabt.**

In Stolberg ausgeschlossen

Als kurz nach Bekanntwerden der neuen Vorwürfe Neonazis in Stolberg aufmarschierten, musste sich Andre Z. abseits halten. Szenekreisen zufolge war er aufgefordert worden, wieder zu verschwinden, berichtete „Klarmanns Welt“.*** Offenbar schienen die Angaben des 19-Jährigen, die Vorwürfe gegen ihn seien falsch, den Organisatoren zu „dünn“ zu sein. Beobachter hätten zudem vermutet, so „Klarmanns Welt“, der Mitorganisator der Aufmarschserie in Stolberg, der Pulheimer Neonazi Axel Reitz, habe sich eine ähnliche Blamage wie 2008 ersparen wollen. Damals sei an Heiligabend in Aachen unter den 45 Neonazis ein „Kinderschänder“ gewesen. Z. jedenfalls gehörte in Stolberg nicht zu den Teilnehmern der Demo.

Unmittelbar vor jener Stolberger Veranstaltung hatte die NPD mitgeteilt, ihr junger „Aktivist“ habe sich nach einem Gespräch mit seinem Kreis- und Landesvorsitzenden Claus Cremer dazu entschlossen, die Mitgliedschaft in der NPD bzw. sein Amt als „Jugendbeauftragter“ bis zur endgültigen Klärung der Vorfälle ruhen zu lassen.

JN-Fahne geschwenkt

Das hielt ihn aber offensichtlich nicht davon ab, weiter an öffentlichen Aktionen von NPD und JN teilzunehmen. Und umgekehrt sahen sich beide Organisationen auch nicht dazu veranlasst, Z. von ihren Aktivitäten auszuschließen. Bilder, die das Geschehen bei einer Kundgebung von NPD und „Jungen Nationaldemokraten“ unter dem Motto „Jugend schützen: Todesstrafe für Kinderschänder“ am 23. April in Geldern dokumentieren, zeigen Z. als Teilnehmer der Veranstaltung. Eine JN-Fahne schwenkend, steht er neben dem Rednerpult.

„War zwar ne lange fahrt aber gute Aktion“, freute sich der Wattenscheider Andre Z. in einem Facebook-Kommentar anschließend. Und er regte an, in Bochum und Gelsenkirchen müsse man „auch mal wieder was machen“. Ob er dabei gar an eine Aktion zum Prozessauftakt gedacht hat, blieb offen. Die Resonanz dürfte nicht sehr groß sein. (ts)

* http://www.derwesten.de/staedte/bochum/NPD-Aktivist-soll-Braende-in-Bochum-gelegt-haben-um-Antifa-zu-belasten-id4313841.html

** https://nrwrex.wordpress.com/2011/04/09/bo-anklage-erweitert-kinderpornobilder-bei-npd-nachwuchskraft-auf-dem-handy/

*** http://klarmann.blogsport.de/2011/04/14/rechts-kriminelle-nazis-raus/

Posted in: Allgemeines