UN: Neonazis träumen von neuer „Machtergreifung“

Posted on 27. Dezember 2010 von


Unna – Früher oder später werde „die neue nationalsozialistische Kampfzeit“ in einer „neuen Machtergreifung münden“, meinen die Neonazis aus dem Raum Unna. Ihr Ahlener „Kamerad“ Daniel Bake, der derzeit unter anderem wegen diverser Körperverletzungsdelikte in Schwerte eine Haftstrafe absitzt, hofft gar, dass das „Kampfjahr 2011“ bereits das letzte sein werde.

Die „jungen Nationalsozialisten aus dem Kreis Unna“, wie sich selbst bezeichnen, ohne auf die bei Neonazis aus Sorge vor strafrechtlicher Verfolgung gebräuchlichere Formulierung „Nationale Sozialisten“ auszuweichen, trafen sich in der vorigen Woche zu ihrer „Jahresabschlussfeier“.

Verlesen wurden dabei Grußworte Bakes – offenbar die Langfassung eines Briefs an die „lieben Kameraden“ und „verehrten Volksgenossen“, den die „Autonomen Nationalisten Ahlen“ vor zwei Tagen veröffentlichten. Bake habe aufgezeigt, wofür der „Kampf eigentlich geführt wird, nämlich nicht um kleine Veränderungen, Reformen oder Kompromisse, sondern um den Sieg unserer Weltanschauung, an dessen Ende nur die Freiheit der deutschen Nation als Synthese aus Volk, Lebensraum und Kultur stehen kann“, heißt es in dem Veranstaltungsbericht der Unnaer Neonazis.

Bake führte diesen „Kampf“ vor seiner Inhaftierung unter anderem, indem er einen Obdachlosen mit Schlägen und Kniestößen erheblich verletzte, auf den Türsteher einer Gaststätte, in der er Lokalverbot hatte, mit einem Teleskopschlagstock einprügelte, einen anderen Türsteher mit einem Stuhl malträtierte und ihm einige Rippen brach oder einen Polizeibeamten mit Reizgas angriff.*

Nicht überraschend ist, dass sich die Neonationalsozialisten aus Unna bei ihrer Feier auch eines Textes bedienten, den einer ihrer geistigen Ahnen zu Papier gebracht hat. Kurt Jeserich war Hauptschriftleiter des NSDAP-Organs „Der Schulungsbrief“ und steuerte selbst auch schwülstig-fanatische Beiträge für das Blatt bei. Vermutlich war es sein Mitte 1934 veröffentlichte Text „Sonnenwende“, der bei der Feier vorgetragen wurde. „Tag und Nacht – Sommer und Winter – Licht und Dunkel – Tod und Leben – Sieg oder Untergang. In dieser Stunde berührten sie einander, verband sie der prasselnde Feuerstoß, verschmolz sie die Flamme, und aus der heißen Lohe stieg empor das Fühlen um die Ewigkeit eines Naturgesetzes: Kampf!“, schrieb Jeserich im „Schulungsbrief“. Das Geraune über den „Ewigkeitswert“ des „heroischen Kampfs“ und den Zusammenhang mit dem „deutschen Blut“ – bei den Neonazis zumal aus Unna sorgt solcher NS-O-Ton stets für Stimmung.

Dritter Programmpunkt war der Redebeitrag eines „Aktivisten“, der „die Entwicklung der außerparlamentarischen Bewegung im Kreis Unna analysierte“, so der Veranstaltungsbericht.  Geendet habe der Redner „mit kämpferischen Worten und Zielvorgaben für 2011 und der Hoffnung, dass die neue nationalsozialistische Kampfzeit früher oder später in einer neuen Machtergreifung münden wird“. Ob diese Rede vor oder nach der Ausgabe von reichlich Met gehalten wurde, ist nicht bekannt. (ts)

* http://www.redok.de/content/view/1402/36/

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