Iserlohn – Was macht ein NPD-Stadtrat, der das Wappen „seiner“ Stadt nicht verwenden darf? Er erfindet sein eigenes Wappen, das manchmal einiges über jenen Rechtsaußenpolitiker aussagt.
Iserlohns Rat hat im vorigen Monat die Hauptsatzung der Stadt geändert. Konsequenz: Nur noch Fraktionen, nicht aber die einzelnen Ratsmitglieder dürfen das Stadtwappen verwenden. Timo Pradel, einziges Stadtverordneter der NPD in Iserlohn, muss also künftig auf die beiden Türme und den heiligen Pankratius auf gelbem Grund in seinem Briefkopf verzichten. Dagegen hat er nach eigenen Angaben rechtliche Schritte eingeleitet.
Zugleich will er künftig zunächst einmal ein „eigens entworfenes ,alternatives’ Stadtwappen“ nutzen. Zwei wichtige Unterschiede gibt es zum offiziellen Wappen. Die beiden Türme sind nicht mehr rot mit blauem Dach, sondern schwarz-weiß-rot. Und der heilige Pankratius ist durch eine „Schwarze Sonne“ ersetzt.
Beide Modifikationen sind nicht zufällig. Über die Farbkombination schwarz-weiß-rot heißt es in der Broschüre „Das Versteckspiel“, die sich mit Lifestyle, Codes und Symbolen von neonazistischen und anderen extrem rechte Gruppen beschäftigt (http://www.dasversteckspiel.de/index.html), diese Kombination stelle einen wichtigen Eckpfeiler der Identifikation innerhalb der extremen Rechten dar: „Schwarz-weiß-rot waren bis zum Ende des Ersten Weltkrieges die offiziellen Farben des Deutschen Reiches. Als die Weimarer Republik am 9. November 1918 ausgerufen wurde, wurde die Kombination schwarz-rot-gold zu den deutschen Nationalfarben erklärt. Dagegen standen die alten Reichsfarben in der Weimarer Republik für die nationalistische, antidemokratische Reaktion und deren Umsturzversuche. (…) Mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 wurden durch Hindenburg die Hakenkreuzfahne und die schwarz-weiß-rote Fahne gemeinsam zu Reichsfahnen erklärt. Wenn heute die Farbkombination schwarz-weiß-rot verwandt wird, symbolisiert dies nicht nur die Ablehnung der parlamentarischen Demokratie. Vielmehr wird hier auch eine farbliche Annäherung an die Symbolik des Nationalsozialismus vollzogen.“ (http://www.dasversteckspiel.de/nazisymbole4.html#swr)
Und über die „Schwarze Sonne“ heißt es dort: „Im NS diente die Schwarze Sonne, die als ein zwölfarmiges Hakenkreuz oder ein Rad aus zwölf Sig-Runen gedeutet werden kann, der SS als Sinnbild einer nordisch-heidnischen Religion und eines uralten geheimen Wissens. In der SS-Kultstätte Wewelsburg ist die Schwarze Sonne als Bodenmosaik ,verewigt’ worden. Heute symbolisiert sie in extrem rechten Kreisen die ,Verbundenheit mit der eigenen Art und mit den arteigenen Wertvorstellungen’. Entgegen mancher Behauptungen aus der rechten Szene ist die Schwarze Sonne kein historisches Symbol, sondern ein Kunstprodukt der SS.“ (http://www.dasversteckspiel.de/nazisymbole3.html) (ts)
Posted on 18. August 2010 von redax1