NRW: NPD-Landeschef will es allen recht(s) machen

Posted on 11. Juni 2010 von


Bochum – Was macht ein NPD-Landesvorsitzender, in dessen Verband die beiden starken Flügel der Partei gleichermaßen vertreten sind: der offen neonazistische und der, der sich um ein bürgerlicheres Bild in der Außendarstellung bemüht? Er versucht, in seiner persönlichen Auswertung des Bundesparteitags vom vorigen Wochenende es beiden Gruppen recht zu machen. Ohne Widersprüche geht das nicht ab.

„Die NPD hat in Bamberg ihren Anspruch als nationalistische, sozialrevolutionäre Partei bekräftigt“, schmeichelt sich NPD-Landeschef Claus Cremer beim radikalen Flügel ein. Jetzt müssten weiterhin Taten folgen, um diesem „sozialrevolutionären“ Anspruch gerecht zu werden. Im neuen Parteiprogramm würden sich „neben den natürlich wichtigen sozial-, kultur- und wirtschaftspolitischen Standpunkten“, so Cremer, auch „die Kernthemen des nationalen Widerstandes“ verknüpfen. Zu diesen „Kernthemen“ rechnet er „die Nichtaufgabe der deutschen Ostgebiete“ und die „Ablehnung des 08.Mai als Feiertag“, faktisch also Grenz- und Geschichtsrevisionismus. Der Flügel der bekennenden Neonazis wird es gerne hören.

Für den um verbale und optische Mäßigung bemühten Flügel hat Cremer ein halbes Bekenntnis zu jenem Namenszusatz parat, den der Parteitag ablehnte: „Die soziale Heimatpartei“ hatte die NPD im Untertitel eigentlich künftig heißen sollen. Mit diesem Zusatz hatte die NRW-NPD bereits ihren Landtagswahlkampf geführt. Dass „andere pseudonationale Parteien aus dem In- und Ausland“ diesen Namenszusatz ebenfalls benutzen würden, lasse den „Inhalt nicht weniger wichtig und richtig“ werden, meint Cremer. Aber dass der Antrag scheiterte, spiele letztlich „auch keine Rolle“, versucht Cremer im Nachhinein den in dieser Frage unterlegenen Teil der Partei zu trösten.

Ein NPD-Landesvorsitzender muss freilich nicht nur die unterschiedlichen Kräfte in den eigenen Reihen bedienen, sondern auch jene Neonazis, die in „Kameradschaften“ neben oder fernab der NPD aktiv sind. Parteifreie Kameradschaften und Aktivisten müssten einsehen, meint Cremer, „daß nur eine Bündelung der Kräfte auch irgendwann zum Erfolg führen kann und nicht nur eine punktuelle Zusammenarbeit das erhoffte Ergebnis mit sich bringt“. Der „freie Widerstand“ brauche die Partei als „Schnittstelle zwischen Bevölkerung und Politik“.

Doch zumal im Ruhrgebiet hält sich die Begeisterung für den NPD-Landeschef in den Kreisen der „parteifreien“ Neonazis in engen Grenzen. Unter „Personen wie Claus Cremer und dem von ihm seit Jahren installierten Marionettenvorstand“ könne man keine „nationale Arbeit verrichten, erst recht keine radikale Oppositionsarbeit“, hatten „parteifreie“ Neonazis aus dem Raum Recklinghausen erst jüngst nach der NPD-Schlappe bei der Landtagswahl moniert. (ts)

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