Münster – Neben Ostwestfalen gehört das Münsterland zu den Regionen in Nordrhein-Westfalen, in denen die NPD bislang kaum einmal einen Fuß auf den Boden bekommt. Jetzt kündigt die Partei eine „Regionaltagung“ an, um „die Weichen für einen erfolgreichen Landtagswahlkampf zu stellen“.
Stattfinden soll die gemeinsame Veranstaltung der Kreisverbände Münster und Steinfurt am kommenden Sonntag „im Raum Greven“. Der Kreisverband Münster wird von Dennis Dormuth (28) geführt; sein Stellvertreter ist der gleichaltrige Markus Pohl, der zugleich als stellvertretender Landesvorsitzender und Pressesprecher der NRW-NPD fungiert. Dem Steinfurter Kreisverband sitzt Markus Pohls Zwillingsbruder Matthias Pohl vor. Er ist zugleich Ansprechpartner für die Kreise Warendorf und Coesfeld sowie als Schulungsleiter Mitglied des Landesvorstands. Ebenso wie Warendorf und Coesfeld verfügt Borken ganz im Westen des Münsterlands nicht einmal über einen eigenen Kreisverband und wird statt dessen von der NPD Wesel und ihrem Kreisvorsitzenden Sascha Meier aus Hamminkeln mitbetreut.
Bei der Bundestagswahl blieben die Ergebnisse in der katholisch-konservativ geprägten Region deutlich hinter dem Landesdurchschnitt zurück – und das trotz eines, so die Steinfurter NPD, „kraftaufreibend“ geführten Wahlkampfs. NRW-weit kam die NPD auf 0,9 Prozent der Zweitstimmen. In der Stadt Münster und den ländlich geprägten Kreisen der Region blieb sie durchweg unter diesem Ergebnis: in Münster mit 0,4 Prozent, in Borken II und Coesfeld – Steinfurt II mit 0,5 Prozent, in Warendorf mit 0,6 Prozent, in Steinfurt I – Borken I und Steinfurt II mit 0,7 Prozent. Und während die NPD landesweit ihr Zweitstimmenergebnis um etwa ein Zehntel auf rund 88.700 steigern konnte, musste sie in der Region zwischen Beckum im Osten, Rheine im Norden und Bocholt im Westen unterm Strich sogar ein Minus registrieren.
Bei der Kommunalwahl vier Wochen zuvor war die NPD in Münster und den fünf Landkreisen gar nicht erst angetreten. Im Fall Steinfurt war dies offiziell damit begründet worden, dass der „Fall Erwin Kemna“ – der ehemalige Schatzmeister der NPD hatte Parteigelder in sein marodes Küchenstudio umgeleitet – „auch regional einen erheblichen Schaden angerichtet“ habe. Kemnas Verurteilung habe „zu einer gewissen Verunsicherung in unseren regionalen Kreisverbänden geführt“, hatte der Kreisvorsitzende Matthias Pohl im November letzten Jahres erklärt: ,,Zwei Wahlen im kommenden Jahr könnten unseren Verband in der jetzigen Situation überfordern.“
Allerdings sind Zweifel an der Darstellung erlaubt, allein der Fall Kemna sei Ursache für den Nichtantritt bei der Kommunalwahl. Wichtiger dürfte die strukturelle Schwäche der NPD in der Region sein. Sie wurde auch deutlich bei der Landtagswahl vor viereinhalb Jahren: Seinerzeit schaffte es die NPD nicht, in den Wahlkreisen Borken I, Borken II sowie Coesfeld I – Borken III Kandidaten aufzustellen. Und in Coesfeld II sowie den beiden Warendorfer Wahlkreisen gelang dies nur, weil Kandidaten aus anderen Regionen des Landes dort antraten. (ts)
Posted on 11. Oktober 2009 von redax1